Erzbistum will sich aus Finanzierung zurückziehen

Die Trommeln der „Samba Müüss“ begrüßten die Stommelner am Freitag, den 24.09. um 10 Uhr vor der Bücherei zur „Rasenversammlung“. Knapp 400 Menschen hatten sich zu dieser großen Solidaritätsveranstaltung für die von der Schließung bedrohte Bücherei eingefunden. Aufgerufen dazu hatte die Aktionsgruppe „Stommeln für die Bücherei“.

Gekommen waren trotz Uhrzeit, Krankheitswelle und Klimastreik viele Bücherei-Freunde, alle sieben Kitas Stommelns und Stommelerbuschs (Alte Mühle, Bunte Pänz, Buschpiraten, Eulennest, Mariengarten, Räuberhöhle, Regenbogen), Kindertagespflege MC Calimeros, viele weitere Kindergruppen mit Eltern, Erzieherinnen und der Stadt Elternbeirat Pulheim.

Eigentlich wollte die Gemeinschaftsgrundschule Christinaschule komplett erscheinen und zeigen, wie wichtig ihnen die Bücherei ist, aber corona- und abstandsbedingt baten die Veranstalter „Stommeln für die Bücherei“ „nur“ um eine Abordnung; mehrere Klassen der Papst-Johannes XXIII.-Schule unterstützten wunderbar kräftig mit Instrument und Gesang.

Alle Kinder hatten weiße Fähnchen gestaltet, die im Wind vor der Kirche flatterten – nicht Kapitulation, sondern Fortbestand ist das Ziel.

Leserinnen und Leser, Ortsvorsteherin, Politiker standen für „ihre“ Bücherei auf dem Rasen.

Rolf Peters, Pfarrgemeinderatsmitglied und Journalist, führte durch das kurze und prägnante Programm, befragte einige Kinder und Erwachsene. Und alle wissen nun, dass die Bücherei auch Hühnerbücher verleiht; prompt übertönte ein Traktor mit seinem Knattern vor der roten Ampel am Fuße der Wiese alles – und über Traktoren hat die Bücherei sicher auch den passenden Lesestoff.

Zwei Lieder wurden gesungen: die „Li-La-Lesemaus“ von der ehemaligen Stommelner Autorin Christa Wißkirchen kennt im Mühlenort beinahe jedes Kind mit Büchereiführerschein. In dem eigens von ihr umgedichteten Song heißt es jetzt: „Leseratte, Bücherwurm laufen mit den Kindern Sturm, hört ihr ihren lauten Schrei: Lasst uns unsre Bücherei!“ Und in „Kommt sagt es allen weiter“ folgt nun „Stommeln braucht die Bücherei“.

Kräftig unterstützt von den „Samba Müüss“ brachte das Publikum auch mit dem Sprechgesang „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bücher klaut“ seinen Protest gegen die geplante Streichung zum Ausdruck, mal laut, mal leise, mal quietschend, mal brummig.

Ein kleiner Hoffnungsfunke keimte auf, als ein Brief von Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler verlesen wurde. Darin verweist er auf laufende und künftige Gespräche mit Verantwortlichen aus Kirchengemeinde und dem Erzbistum und zeigt sich zuversichtlich, dass die Situation am Ende einen guten Ausgang finden möge.

 

Und genau das wünscht sich Stommeln für seine Bücherei!

 

Hintergrund der Aktion ist eine Entscheidung des Erzbistum Kölns, ab 2023 die finanzielle Förderung (ca. 25.000€) der Öffentlichen Bücherei St. Martinus Stommeln einzustellen. Die Bücherei wird von der Kirche im Verbund mit der Stadt Pulheim betrieben, die einen Anteil von jährlich 48.000€ einbringt. Begründet wird die Entscheidung damit, dass das Erzbistum in den nächsten 10 Jahren mindestens 100 Millionen Euro an Ausgaben einsparen müsse, um ihren Haushalt bei deutlich rückläufigem Kirchensteueraufkommen auf ein vernünftiges Fundament zu stellen.