Der Blick auf Kunst ist vor allem ein Blick auf den Menschen. So war es auch beim Besuch von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, am vergangenen Donnerstag im kaethe:k Kunsthaus der Gold-Kraemer-Stiftung. Um einen besonderen Blick auf das zu werfen, was seit fünf Jahren in dem Atelierhaus auf dem Guidelplatz gegenüber der Abtei Brauweiler entsteht, nahm sich die Ministerin viel Zeit, um im Rahmen einer Führung die dort derzeit vierzehn arbeitenden Künstlerinnen und Künstler und ihre Arbeiten näher kennen zu lernen.

Kulturministerin Ina Brandes: „Kunst hat die Kraft Menschen miteinander zu verbinden. Das habe ich selten so eindrücklich erlebt wie beim Besuch des kaethe:k Kunsthauses. Die Gold-Kraemer-Stiftung hat hier erstmalig Arbeitsplätze für Künstlerinnen und Künstler mit Beeinträchtigungen außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen geschaffen. Mit professioneller Begleitung werden hier die nötigen Kompetenzen für ein möglichst eigenständiges Künstler-Leben in den Bereichen Malerei, Plastik, Grafik, Neue und Interdisziplinäre Medien vermittelt. Die Kreativität und die persönliche Entwicklung der Künstlerinnen und Künstler hat mich tief beeindruckt.“

„In welche Welten entführen uns Ihre Werke?“ Diese Frage richtete Ina Brandes an Elias von Martial, dessen Arbeiten Elemente aus Science-Fiction und Fantasy aufweisen. Der 28jährige zeichnet szenische Geschichten, die er außerdem zu Bewegtbildern animiert. Beeindruckt zeigte sich die Ministerin auch von der Künstlerin Clara Gott. Die 22jährige zeichnet seit ihrer frühen Kindheit. Ihre herausragend farbintensiven Arbeiten sind beeinflusst von Manga und Anime. Clara Gott lebt und arbeitet seit 2021 in Brauweiler. Seither entwickelt die Künstlerin ihr Werk beständig weiter, so etwa in den Bereichen Malerei und Keramik.

In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland, der Bundesagentur für Arbeit und den Gemeinnützigen Werkstätten Köln bietet das kaethe:k Kunsthaus Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung einen fachlich-künstlerischen Arbeitsplatz in den Bereichen Malerei, Plastik, Grafik, Neue- und Interdisziplinäre Medien. Hier werden Rahmenbedingungen für künstlerisches Arbeiten sowie Zugänge zu Kultur- und Bildungsinstitutionen geschaffen, die für die individualisierte und selbstbestimmte Professionalisierung und Anerkennung von Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung notwendig sind. Beim anschließenden
Come Together waren auch Verantwortliche der Stiftung und die für Brauweiler zuständige Landtagsabgeordnete Romina Plonsker dabei. „Es geht darum, die Kunst von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung in der Kulturszene sichtbar zu machen und sie mit ihr ganz konkret in Berührung zu bringen“, erläuterte die Leiterin des kaethe:k, Melanie Schmitt.

Dies gelingt bereits mit namhaften Kultureinrichtungen, die ihren Bildungsauftrag weiterfassen und ihre Türen öffnen, um Menschen mit Behinderung den Zugang zu ermöglichen. So bestehen in NRW bereits Kooperationen mit der Kunsthochschule für Medien in Köln, an der der Künstler Elias von Martial als Gasthörer an Seminaren und Vorlesungen teilnehmen kann. An der Kunstschule in Monheim am Rhein sind zum wiederholten Mal Künstlerinnen und Künstler des kaethe:k als Dozentinnen und Dozenten aktiv und geben Kunstkurse für Jugendliche. Im Rahmen eines Gastkünstler-Programms arbeiten etablierte Künstlerinnen und Künstler aus der Region über mehrere Monate mit den Teilnehmenden im kaethe:k Kunsthaus an gemeinsam Projekten.

„In den letzten Jahren hat sich sehr viel im Kunst- und Kulturbetrieb getan. Wir erleben eine spürbare Öffnung und eine wachsende Bereitschaft, Kunstschaffende mit Beeinträchtigungen neue Perspektiven zu bieten, um sich ernsthaft ausprobieren zu können“, unterstreicht die Vorsitzende des vor einem Jahr gegründeten Fördervereins für das kaethe:k, Staatssekretärin a.D. Dr. Marion Gierden-Jülich. Der Förderverein setzt sich dafür ein, die Künstlerinnen und Künstler vor allem in ihrer Individualität zu stärken. Unterstützung erfahren sie überdies bei der Kontaktaufnahme zu Ateliers und Galerien, um dort eigene Ausstellungen durchführen zu können.

„Das kaethe:k Kunsthaus ist das Herzstück unseres Gebäudeensembles auf dem Guidelplatz. Die Künstlerinnen und Künstler haben im Zentrum von Brauweiler auch ihren neuen Lebensmittelpunkt und sind integrierte Bürger des Abteiortes“, betonte der Sprecher der Geschäftsführung, Michael Goldbach, den inklusiven Ansatz des Wohn- und Kunstquartiers, das die Gold-Kraemer-Stiftung im Jahr 2020 fertiggestellt hat. Für die Stiftung machte ihr Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Hans Josef Deutsch deutlich: „Menschen mit Behinderung gehören uneingeschränkt zu unserer Kunst- und Kulturlandschaft dazu und leisten dort einen unverzichtbaren Beitrag für Diversität und Heterogenität.“